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Mittwoch, 13. November 2019 Lebensraum Zurzibiet 41
«Mit der Erfahrung steigen auch die gen mit der Technik mitgewandert.» Durch
Ansprüche», führt er aus. «Faszinierend die technischen Neuerungen hat sich noch
ist, dass eine Funkverbindung über Konti- etwas verändert. Waren Funker früher oft-
nente hinweg selbst mit geringem techni- mals die Störer, werden sie heute eher ge-
schem Aufwand möglich ist.» stört – durch Solarpanels, Rasenmährobo-
Für den lokalen Funkverkehr ermögli- ter, etc. «Ein ruhiger Empfang wird da-
chen Relaisstationen eine bessere Über- durch schwieriger.» Soviel sei sicher: «Der
tragung über weitere Strecken, als dies mit Elektrosmog hat massiv zugenommen.»
einer direkten Verbindung möglich wäre.
Solche Relais stehen unter anderem auf der Die Funkanlage
Küssaburg und auf der Lägern.
Wenn man sie frage, warum sie noch fun- Jeder Funkamateur baut die Funkstati-
ken, obwohl es heute Mobilfunk gibt, ent- on nach seinen persönlichen Vorstellun-
gegnen sie: «Es ist in etwa, wie wenn man gen und Möglichkeiten auf. Dabei haben
einen Segler fragt, warum er nicht das Mo- viele Amateurfunker einen eigenen Raum
torboot nimmt oder einen Reiter, warum er für ihr Hobby. Hier kommt die Faszinati-
nicht einfach ins Auto steigt.» Für Schmid on voll zum Tragen, die Räume sind oft
ist der Reiz beim Funken, dass man etwas liebevoll ausgestaltet und mit zahlreichen
von den Leuten erfährt und grosse Distan- Erinnerungsstücken geschmückt, so auch
zen überwinden kann. Seine ersten Kon- bei Schmid. Er kombiniert sowohl sehr mo-
takte nach Südamerika seien sehr speziell derne wie auch nostalgische Geräte. Die
gewesen, erinnert er sich. Damals stand er Preise einer Funkstation variieren enorm
in intensivem Kontakt mit zwei Missiona- – jeder entscheidet selbst, wie viel er inves-
ren, die an unterschiedlichen Orten statio- tiert, ähnlich wie beim Autokauf.
niert waren. Relaisstationen ermöglichen durch au-
tomatischen Empfang und Wiederaussen-
Aneignen über Jahre und Literatur dung von Funksignalen eine Datenüber-
tragung über grössere Strecken, als mit Die Antenne an Peter Stähelis Haus in
Von der Gesetzgebung her darf das Ge- einer direkten Verbindung möglich wäre. Endingen hat beeindruckende Masse.
spräch inhaltlich weder politisch noch ras- Eine solche Station steht in Küssaberg und
sistisch sein. «Häufig tauschen wir uns über eine auf der Lägern.
das Wetter, die Funkbedingungen und die Zur Informationsübertragung gibt es
Anlage aus», erklärt Schmid. Tages- und verschiedene technische Möglichkeiten. Was ist Amateurfunk?
Jahreszeit, Lage, Leistung, Distanz, Schir- Die älteste Betriebsart ist die Telegrafie
mung und Antenne beeinflussen die Funk- (Morsen). Das Morsealphabet, erfunden Das technische Hobby bringt Men-
bedingungen. Funkwetter ist die Summe um 1840 von Samuel Morse, wird heu- schen mit Interesse an Elektronik und
aller atmosphärischen und kosmischen te noch in unveränderter Form angewen- Kommunikation zusammen. Dem ei-
Bedingungen, welche den kurzfristigen det. Telefonie, auch Sprechfunk genannt, nen oder anderen sind sie vielleicht
Zustand des Ausbreitungsverhaltens von ist die Kommunikation in offener Sprache. schon aufgefallen, denn sie sind auch
Funkwellen beeinflussen. Derzeit ist die Die digitalen Betriebsarten sind Entwick- im Zurzibiet zu finden – meterho-
Sonnenaktivität eher gering, was das Le- lungen, die in ihrer Vielfalt erst mit der he Antennen, die über den Dächern
ben der Funker in Bezug auf weite Verbin- Verbreitung der Computertechnik mög- thronen. Amateurfunkstationen be-
dungen erschwert. lich wurden. Sie zeichnen sich teilweise nötigen Antennen, Drähte, vertikale
Das ohnehin facettenreiche Hobby wur- dadurch aus, dass mit minimalster Sende- Stäbe oder auffällige, oft recht um-
de durch die Digitalisierung um viele Be- leistung sehr grosse Distanzen überwun- fangreiche Konstruktionen. Kontakt-
triebsarten erweitert: «Der Funk ist sozusa- den werden können. punkte für Funkanfänger sind lokale
Vereine, im Zurzibiet sind die Funker
allerdings eher eine lose Vereinigung.
Nichtsdestotrotz sind sie auskunfts-
freudig und erzählen gerne von ihrer
Leidenschaft.
Amateurfunker haben als Grund-
lage ihrer Tätigkeit eine Prüfung zu
bestehen. Sie ist in der Schweiz beim
Bundesamt für Kommunikation BA-
KOM abzulegen und umfasst Grund-
lagen der Elektrotechnik und der
Elektronik sowie Vorschriften über
den Aufbau und den Betrieb der
Funkstation. Die notwendigen Kennt-
nisse kann man sich entweder in ent-
sprechenden Schulen, in Fernkursen
oder durch den Besuch von Kursen
mit meist wöchentlichen Lektionen
aneignen. Wer die Prüfung erfolgreich
absolviert hat, erhält eine Konzession
und einen Funkernamen. Dieser be-
steht aus dem Kürzel der Schweiz, das
«HB» lautet, sowie einer Zahl und ein
Stille Zeugen zahlreicher Funkverbindun- HB9COJ (Urs Schmid) nimmt die Daten ei- bis vier Buchstaben.
gen, mitunter in die DDR. nes Funkers aus Mainz auf.