Page 39 - Lebensraum-2021
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Mittwoch, 17. November 2021                 Lebensraum Zurzibiet                                                39


































           Blumengiessen mit frischem Brunnenwasser.  Mit dem neuen Elektrofahrzeug an der Rheinpromenade.


            So hat er sich dafür eingesetzt, dass –   Immer wieder gibt Weibel den Ingenieuren   fall vom Heckenschnitt», nennt er einige
           anstelle eines schmucklosen Trafohäus-  Rückmeldungen und manchmal kommen       Beispiele.
           chens – ein schöner Anbau entstand.     Besucher vorbei, um sich das Pilotmodell   «Jemanden wie Erich Weibel zu erset-
                                                   vorführen zu lassen.                    zen wird nicht einfach», sagt Ruedi Weiss
                                                                                           im Hinblick darauf, dass dieser bald das
           Ein kurzer Arbeitsweg                                                           Pensionsalter erreichen wird. Mit der Ge-
           Etwas, das Erich Weibel an seiner Arbeit   Kies, Festbänke und Grünabfall       meindefusion wird allerlei neu aufgegleist
           schätzt, sind die kurzen Wege. «Von mir zu   Ein bisschen wie sein Fahrer ist das Fahr-  und die Werkdienste zentral organisiert.
           Hause sehe ich sogar zum Bauamt hinüber»,   zeug sehr vielseitig einsetzbar; mit einem   Vieles von dem, was Erich Weibel als «Ein-
           erklärt er. Als er vor Jahren einmal für ein   Schneepflug und einem Salzstreuer ausge-  zelkämpfer» erledigt hat, wird künftig von
           paar Monate im Kernkraftwerk Leibstadt   stattet taugt es sogar für den Winterdienst;   fachlich spezialisierten Gemeindemit-
           gearbeitet hatte, machte ihm der Arbeitsweg   wobei die steile Hauptgasse bergab ge-  arbeitern übernommen. Das bringt aber
           zu schaffen. Die Nähe hat aber auch Nach-  räumt wird. Dank Rekuperation wird bei   auch Herausforderungen mit sich, wie Rue-
           teile: «Wenn ich Ferien habe, muss ich weg.»   der Talfahrt sogar noch Strom gewonnen.   di Weiss erklärt: «Wenn der Betriebslei-
           Sobald er vor die Haustüre tritt, wird er oft   Was Weibel im Arbeitsalltag so braucht,   ter des Regibads dreimal am Tag die Was-
           angesprochen, egal ob er gerade Arbeitsho-  passt gut auf die Ladebrücke: «Ein Ku-  serqualität im Freibad Kaiserstuhl messen
           sen mit oranger Leuchtfarbe trägt oder in   bikmeter Kies, Festbänke oder Grünab-  müsste, wäre er ja dauernd unterwegs.»
           Privatkleidung unterwegs ist. Es gibt wohl
           kaum jemanden im Städtli, der ihn nicht we-
           nigstens vom Sehen kennt; und sein Einsatz
           ist oft auch ausserhalb der normalen Ar-  Kleine Stadt mit grossem Wald
           beitszeiten gefragt. Wenn es schneit, räumt
           er schon frühmorgens den Schnee. Bei ei-  Mit 32  Hektaren ist Kaiserstuhl flä-  Einen besonders grossen Landbesitz
           nem Wasserrohrbruch oder einer Störung    chenmässig die kleinste Gemeinde des   hat die Ortsbürgergemeinde Kaiserstuhl.
           im Stromnetz muss er auch mal mitten in   Kantons Aargau und die zweitkleins-   Der Wald auf Stadtgebiet, ein schmaler
           der Nacht aufstehen und die Sache regeln.   te der Schweiz. Das war nicht immer   Streifen dem Rhein entlang, gehört zwar
                                                     so; bevor Napoleon 1803 den Kanton    der Einwohnergemeinde und dem Kraft-
                                                     Aargau schuf, gehörte zu Kaiserstuhl   werk Reckingen. Die Ortsbürger besit-
           Pilotfahrzeug fürs Bauamt                 nicht nur Schloss Rötteln als Brücken-  zen dafür auswärts über 150 Hektaren
           Stolz ist Weibel auf sein neues Fahrzeug.   kopf auf der andern Seite der Rheinbrü-  Wald, der sich in Fisibach und Siglistorf,
           Nach vielen Jahren mit einem «Reform-     cke, sondern auch viele Felder, Rebber-  im angrenzenden Kanton Zürich sowie
           Traktor», einem österreichischen Fabri-   ge und Wälder.                        bei Hohentengen ennet dem Rhein be-
           kat, sonst oft in der Berglandwirtschaft   Der Engelhof, wo die Kaiserstuhler   findet. Bewirtschaftet wird der Wald
           anzutreffen, ist Weibel nun mit Strom un-  einst ihren Stadtwein ernteten, bezeich-  vom Forstbetrieb Region Kaiserstuhl,
           terwegs. Es handelt sich dabei um ein Pi-  net sich heute als «südlichstes Weingut   an dem auch die Ortsbürgergemeinden
           lotfahrzeug, das in Zusammenarbeit der    Deutschlands». Doch auch auf dem Bo-  Rümikon und Fisibach sowie der Kanton
           Österreicher mit dem Schweizer Elekt-     den des Grossherzogtums Baden war es   Aargau beteiligt sind. Der im Mandats-
           rofahrzeugspezialist MK Fahrzeuge aus     für Schweizer Bürger und Gemeinden    verhältnis angestellte Förster, die zwei
           Trien gen LU gebaut wurde. «Ich fahre ja   möglich, Land zu erwerben. Das führte   Forstwarte und eine Lernende haben es
           nicht weite Strecken», erklärt Weibel. Und   in Krisenzeiten zu Schwierigkeiten; im   dabei gleich mit drei verschiedenen Ge-
           selbst wenn er einmal im Gartencenter in   Zweiten Weltkrieg waren die Kaiserstuh-  setzgebungen zu tun: den aargauischen,
           Lengnau Pflanzen für den Friedhof besor-  ler darauf angewiesen, dass die deutschen   den zürcherischen und den baden-würt-
           gen oder im Werkhof in Bad Zur zach et-   Nachbarn ihre Besitzungen pflegten.   tembergischen.
           was abholen muss, sei dies kein Prob lem.
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