Page 11 - Lebensraum-2020
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Mittwoch, 11. November 2020 Lebensraum Zurzibiet 11
Bei Märkis, Kellers,
Vogts und Geissmanns
Die Ortsbürger kommission
berät den Gemeinderat
beim Einsatz des Geldes
aus dem Ortsbürger- und
Waldfonds.
MANDACH (chr) – Die Aufgaben und die
Organisation der Ortsbürgergemeinden
im Aargau haben sich seit der Kantons-
gründung im Jahr 1803 immer wieder ver-
ändert. Bis 1936 waren zum Beispiel die
Ortsbürgergemeinden für die «Armen»
zuständig, mussten also finanziell in Not
geratene Bürger unterstützen, auch wenn
diese schon lange nicht mehr in ihrem Hei-
matort wohnten.
Die Ortsbürgerkommission bei einer Sitzung in der Gemeindekanzlei Mandach. Martina
103 von 235 Stimmberechtigten Märki, Susanne Keller, Bernhard Märki und René Märki. Es fehlen Roger Keller und Ge-
meindeschreiber Martin Hitz.
An Orten wie Wislikofen, Leuggern, Full-
Reuenthal oder Schwaderloch wurde die
Ortsbürgergemeinde aufgelöst, respektive ken, kann einerseits zur Deckung von Ver- «Unser Dorf ist klein», sagt Gemeinde-
mit der Einwohnergemeinde fusioniert. In lusten aus dem Forstbetrieb verwendet wer- rätin Martina Märki, «trotzdem gibt es vie-
Gemeinden wie Mandach haben die Orts- den, andererseits für die Unterstützung le Aufgaben zu erledigen.» Auch für die
bürger nach wie vor grossen Einfluss. Von allgemeiner Projekte in der Gemeinde. nächsten Jahre gibt es viele Ideen, um Kul-
den 325 Einwohnern im Dorf sind 120 Orts- Zudem wurde eine Ortsbürger-Kommissi- tur und Natur im kleinen, aber feinen Dorf
bürger (Stand Ende Oktober 2020); ihr An- on gegründet, die den Gemeinderat bei der zu fördern und damit das Leben von Jung
teil liegt damit weit über dem Durchschnitt, Verwaltung des Fonds, der Verwendung des und Alt zu bereichern. Dabei sind die Bei-
der kantonsweit noch etwa 9 Prozent be- Geldes und in weiteren Belangen der Orts- träge aus dem Ortsbürgerfonds ein will-
trägt. Zählt man nur die Stimmberechtigten, bürger berät. Präsidentin der neuen Kom- kommener Zustupf.
ist der Anteil noch höher: von 235 volljähri- mission ist Gemeinderätin Martina Märki.
gen Schweizerinnen und Schweizern in Man- Die Mitglieder sind Roger Keller, Susanne
dach, sind 103 auch Ortsbürger. Ein Blick ins Keller, Bernhard Märki, René Märki sowie
Telefonverzeichnis von Mandach zeigt: von Gemeindeschreiber Martin Hitz. Obwohl Noch 179 Ortsbürger-
155 Privateinträgen enthalten 25 den Namen der Gemeinderat ja von allen volljährigen
Keller, 24 Märki, 12 Vogt und immerhin zwei Einwohnern mit Schweizer Bürgerrecht ge- gemeinden
Geissmann. Neben diesen Alteingesessenen wählt wird, ist er gleichzeitig für die Füh-
gibt es auch einige Eingebürgerte mit ande- rung der Ortsbürgergemeinde zuständig. 212 Einwohnergemeinden gibt es im
ren Familiennamen. Und zudem Mandacher Aargau, in 179 davon besteht eine
Frauen, die den Familiennamen ihres zuge- Hütte, Feuerstelle, Hochstammbäume separate Ortsbürgergemeinde. Die-
zogenen Mannes angenommen haben, aber se Zahlen werden in den nächsten
dabei ihr Ortsbürgerrecht behalten haben. Beträge bis 10 000 Franken kann der Ge- Jahren, aufgrund von Gemeindezu-
meinderat ins ordentliche Budget auf- sammenschlüssen, weiter abnehmen.
Ortsbürger- und Waldfonds nehmen, über grössere Ausgaben muss Durch die Fusion der Rheintalge-
meinden per 2022 werden die Ortsbür-
die Ortsbürgergmeind jeweils separat
Mit 120 Hektaren Grundeigentum, vorwie- abstimmen. Im Budget 2020 waren aus gergemeinden von Bad Zurzach, Riet-
gend Wald, ist die Mandacher Ortsbürger- dem Fonds vier Projekte vorgesehen: heim, Rekingen, Baldingen, Böbikon,
gemeinde sozusagen eine Grossgrundbe- 2000 Franken für die Planung der Versor- Rümikon und Fisibach zur Ortsbür-
sitzerin. Aufgrund einer Änderung der gung der Waldhütte mit Strom und Was- gergemeinde Zurzach zusammenge-
Rechtsgrundlagen musste im Jahr 2019 ser, 3100 Franken für die Verkleidung des fasst. Das hat den Effekt, dass die An-
der bisherige Forstreservefonds aufgelöst Toi lettenhäuschens (Toi Toi) mit Holz, zahl der Ortsbürger zunimmt; denn
werden. An der Ortsbürger gmeind vom 3000 Franken für den Unterhalt der Feu- eine Rümikerin, die in Bad Zurzach
7. Juni 2019 in der Waldhütte Loor haben erstelle «Neue Reben» sowie 1000 Fran- wohnt, oder ein Böbiker, der nach Bal-
die Stimmberechtigten beschlossen, daraus ken für die Förderung von Hochstamm- dingen gezogen ist, wird künftig wie-
einen neuen «Ortsbürger- und Waldfonds» bäumen. Davon konnte aus verschiedenen der im Gebiet des neuen Heimatorts
einzurichten, der aus Überschüssen gespie- Gründen bisher nur ein kleiner Teil um- Zurzach wohnen.
sen wird. Dieses Geld, rund 300 000 Fran- gesetzt werden.