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Lebensraum Zurzibiet «Die Botschaft» Mittwoch, 31. Oktober 2018 35
Die Seilbahn führte von der Zementfabrik auf 3,8 Kilometern geradewegs zum Bahnhof Niederweningen (heute Niederweningen Dorf).
Ein bewegendes Stück schaffend, belebten sie die ruhige
Landschaft.»
Zudem bestand eine Bahn auf
Schienen, mit welcher von den
Steinbrüchen Kalkstein und Ton-
Industriegeschichte mergel mit Loren zur Zementfab-
rik transportiert wurde. Sie führte
einige hundert Meter den Lägern-
hang hinauf zur Gipsgrube. Es be-
stand ein Tunnel unterhalb der
Es waren nur gerade zehn Jahre, in denen prozess in die Nähe zu bringen. Die- Stras se beim Heidewiibliloch, von
die Zementfabrik Kalk- und Tonmergel an der se verwendeten die Arbeiter für den dem heute nur noch der Tunnelein-
Betrieb der Zementöfen.
gang erkennbar ist. Früher wurde
So wurde am 24. April 1986 eine dieser dunkle Ort gerne von Kin-
Lägern abbaute, und doch haben diese 3,8 Kilometer lange Seilbahn zwi- dern zum Spielen genutzt, heute
industriellen Schritte ihre Spuren im Dorf schen der Fabrik und dem Bahnhof
Niederweningen (heute Niederwe-
hinterlassen. ningen Dorf) in Betrieb genommen.
Sie verlief in gerader Linie. Es han-
delte sich dabei um eine Zweiseil- Zementherstellung
EHRENDINGEN (sf) – Bereits Etablissement durch ein Telefon umlaufbahn, die eine Gewichtshe-
seit dem Mittelalter wurden hier mit Baden verbunden ist.» Zur da- bekupplung verwendete, um die Die Lägern ist der östlichste
Gipsvorkommen abgebaut und in maligen Zeit war eine Telefonlei- Transportkübel mit dem Zugseil zu Ausläufer des Faltenjuras. Der
den Mühlen gemahlen. Ende des tung eine schier unbezahlbare Be- verbinden. Die Kübel fassten etwa zu einem Grat zugespitzte Hö-
19. Jahrhunderts stieg die Nachfrage sonderheit. Der Botschaftsbeitrag 300 Kilogramm. henzug wurde vor etwa neun
nach Baumaterial stetig an. 1892/93 war ohne Bilder, diese stammen ur- bis vier Millionen Jahren durch
wurde mit dem Ziel der industriel- sprünglich aus dem Gemeindehaus Transport mit Loren Schub der Alpen nach Nordwes-
len Zementherstellung das Unter- Oberdorf. In einem 1897 von einem Ingeni- ten aufgefaltet. Er besteht vor
nehmen Reinhard Frei & Co. ge- eurstudenten verfassten Bericht, allem aus Malmkalk. Die Gips-
gründet. Seilbahn nach Niederweningen der 1905 in der NZZ veröffentlicht grube liegt genau in der Mul-
Vor 125 Jahren war in der «Bot- Die Anfänge der Zementfabrik wa- wurde, ist zu lesen: «Zwischen den de zwischen dem Südschenkel
schaft» vom 3. Juni 1893 zu lesen: ren sehr erfolgversprechend. Der Öfen und den grossen Lagerräu- (Lägern) und dem Nordschen-
«Es ist ein mittelgrosser, heftiger Fabrikkomplex dehnte sich in der men lag die Station der eigens er- kel (Steinbuck) der Lägern. In
Bau, in zwei Stockwerken aufge- Geländemulde vor den Gipsbrü- bauten Luftdrahtseilbahn, welche der Gipsgrube hat man einen
führt mit gefalztem Blechdach. In chen aus. Das Unternehmen wurde die einsam gelegene Fabrik über direkten Einblick in das Innere
drei runden, zweistockhohen Hoch- 1894 umgewandelt in eine Aktien- die trennenden Bergrücken hin- der Faltung der Lägern.
öfen wird der Zementstein mit gesellschaft und erhielt den Namen weg mit der etwa drei Kilometer Zur Zementherstellung wer-
Steinkohle gebrannt. Das Rohma- AG Zementfabrik Lägern. Über die entfernten Bahnstation Niederwe- den die Rohmaterialien Kalk-
terial wird mit Hilfe einer Draht- Lägern schaffte man einen Weg, um ningen verband. (...) Ununterbro- stein, Ton, Sand und Eisenerz
seilbahn von der kahlen Fundstelle einerseits das produzierte Material chen zirkulierten die kleinen Wa- gebrannt und anschließend un-
zur Fabrik geliefert und den Hoch- möglichst schnell auf die Schienen gen hoch in der Luft – Kohlen und ter Beimengung von Gips, der
öfen von oben übergeben. (...) Er- und andererseits möglichst unkom- Rohmaterialien herbeiführend und die Aushärtung verzögert, fein
wähnenswert ist noch, dass das pliziert Kohle für den Herstellungs- das fertige Produkt auf die Bahn vermahlen.