Page 31 - Lebensraum-2018
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Lebensraum Zurzibiet  «Die Botschaft»                                                Mittwoch, 31. Oktober 2018  31


                                                                                                            First Responder
                                                                                                            in der Schweiz

                                                                                                            Der Begriff «First Responder»
                                                                                                            kommt aus dem Englischen und
                                                                                                            bedeutet soviel wie «Erst Ein-
                                                                                                            treffender» oder «Erst  Ant-
                                                                                                            wortender». Der Kanton Tessin
                                                                                                            hat das System als erster einge-
                                                                                                            führt und seit zehn Jahren kon-
                                                                                                            tinuierlich ausgebaut. Heute
                                                                                                            gibt es im Tessin rund 4000 ein-
                                                                                                            getragene Laienhelfer. Wer ei-
                                                                                                            nen Herz-Lungen-Wiederbele-
                                                                                                            bungskurs absolviert hat, kann
                                                                                                            sich in einer App registrieren
                                                                                                            lassen und wird bei einem Not-
                                                                            Peter Meier legt einem «Patien-  fall in seiner Nähe aufgeboten.
                                                                            ten» das Sauerstoffmessgerät an   Die Überlebensrate bei beob-
                                                                            den Finger.                     achtetem Herzversagen mit
                                                                                                            Kammerflimmern konnten die
                                                                                                            Tessiner so auf 57 Prozent stei-
                                                                                                            gern; bei herkömmlichen Ret-
                                                                                                            tungskonzepten liegt die Rate
                                                                                                            unter 15 Prozent. Auch die Kan-
                                                                                                            tone Bern und Basel sind dar-
                                                                                                            an, ihr System auszubauen. Im
                                                                                                            Kanton Aargau gibt es bisher
                                                                                                            neun First Responder Gruppen,
                 Sonja Vögeli und Vanessa Bächli kümmern sich um einen «Bewusstlosen».                      ausser in Würenlingen auch in
                                                                                                            Obersiggenthal und Wettingen,
                                                                                                            im Eigenamt (Birr-Lupfig), im
                 se beim Rettungsdienst des Spitals  eine  Asthma-Anfall oder  einen                        Suhrental, in Rupperswil-Au-
                 Leuggern sowie einen Praktikums-  Hirnschlag bedroht ist, stehen in                        enstein, Erlinsbach sowie Zo-
                 tag absolviert, an dem sie mit dem  Würenlingen Angehörige der Feu-                        fingen und Rothrist.
                 Rettungsdienst im Einsatz waren.  erwehr als First Responder bereit.   Aufmerksam verfolgt Übungsleite-
                 Die gemeinsame Ausrüstung bein-                            rin Erica Schneider das Geschehen.
                 haltet einen speziell zusammenge-  Schweizweit bewährtes Muster
                 stellten Notfallrucksack, der unter  Die Gruppe von Laienhelfern ist
                 anderem den Defibrillator und Sau-  rund um die Uhr abrufbereit und  die Rettungssanitäter da sind. Seit  tern: «Du stehst bei den Leuten im
                 erstoff enthält, jedoch keine Medi-  wird mittels Pager und SMS auf-  der Gründung im April 2016 wurden  Schlafzimmer, das ist nicht immer
                 kamente.                     geboten. Die Einsätze laufen nach  schon Patienten zwischen 13 Mona-  einfach», sagt Geri Leubin. Um die
                   Bei den Stichworten Atemnot,  schweizweit bewährtem Muster ab:  ten und 93 Jahren betreut.  Privatsphäre der Patienten zu schüt-
                 akuter Brustschmerz, Bewusstlosig-  die Leitstelle 144 alarmiert unmittel-  Von der Erfahrung der regelmä-  zen, sind die First Responder an die
                 keit oder «leblose Person» ist eine  bar nach Eingang des Notrufs zeit-  ssigen Einsätze profitieren die First  Schweigepflicht gebunden.
                 schnelle medizinische Hilfe beson-  gleich alle neun First Responder von  Responder auch sonst. «Ich bin jetzt   Als Lohn für ihre Arbeit dürfen
                 ders wichtig. Bis die professionellen  Würenlingen. Jedes einsatzberei-  ruhiger, wenn es einen Feuerwehr-  die Notfallhelfer ausser dem Sold,
                 Helfer aus Leuggern, Baden oder  te Gruppenmitglied begibt sich so-  alarm gibt», sagt Beat Ochsner. Pe-  der wie bei einem Feuerwehreinsatz
                 Brugg in Würenlingen eintreffen,  fort zum gemeinsamen Treffpunkt  ter Meier meint: «In der Feuerwehr  ausbezahlt wird, auch immer wieder
                 vergehen trotz Blaulicht und Sire-  bei der Post, wo sich der Tresor mit  ist es ja so, dass nur die wenigsten  Dankbarkeit aus der Bevölkerung
                 ne schnell einmal zehn oder fünf-  dem Einsatzrucksack befindet. Da-  vorne zum Löschen kommen, wenn  spüren. Sei es von direkt Betroffe-
                 zehn Minuten. Um wertvolle Zeit  mit ausgerüstet, rücken sie gemein-  es überhaupt wirklich mal brennt.  nen, deren Leben an einem seide-
                 für die Erstversorgung von Patien-  sam mit einem Privatauto zum Ein-  Hier kommt man eher zum Ernst-  nen Faden hing, von Angehörigen
                 ten zu gewinnen, deren Leben zum  satzort aus, wo sie lebensrettende  falleinsatz.» - Immer wieder gilt  oder einfach, wenn jemand sagt: «Es
                 Beispiel durch einen Herzinfarkt,  Sofortmassnahmen vornehmen bis  es, Herausforderungen zu meis-  ist gut, dass es euch gibt!»























                 Eine Figurantin auf dem Kirchenboden.                      Den Einsatz des Defibrillators üben die First Responder mit einer Puppe.
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