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Lebensraum Zurzibiet «Die Botschaft» Mittwoch, 31. Oktober 2018 53
Blick ins Klingnauer Amtshaus (links), das wie auch das Schloss Lenzburg (rechts) von Vögeli-Holzbau instand gestellt wurde.
Vögeli Holzbau planung AG. In der Summe sind bei Das jüngste Projekt dieser Art Zeit erfuhr der Kernbau mehrere
und das Dahlihaus Vögeli Holzbau rund 70 Mitarbei- ist das Dahlihaus in Hausen bei Anbauten, zum Teil stammen sie aus
ter beschäftigt. Die Standbeine des Windisch. Mit seinen über 450 Jah-
der Zeit um 1750, zum Teil sind sie
Betriebs sind zum einen der mo- ren ist es das älteste Hochstudhaus neueren Datums. Gut sichtbar sind
Vögeli Holzbau (www.voegeli- derne Holzbau mit den Sparten im Dorf und ein markantes Zeug- die Anbauten nur auf der Südseite
holzbau.ch) begeht in diesem Jahr Holzsystembau und klassischem nis früherer Bau- und Lebensweise. des Hauses, sie machen das Sanie-
das 80-Jahr-Jubiläum und ist im Holzbau für Neu- und Umbauten. Drei Viertel der Aussenhülle macht rungsprojekt aber nicht einfacher.
Frühjahr von seinem alten Stand- Zum anderen führt Vögeli Holz- das Dach aus, darum werden Hoch- Robert Kühnis nennt die Anbau-
ort hinter dem Restaurant Linde bau Gebäude- und Innenausbau- studhäuser gerne auch als Dachhäu- ten «Heuwagen» und «Panzer». Im
in einen Neubau im Gebiet Gross- ten aus und ist auch Ansprech- ser bezeichnet. Das Dahlihaus steht «neuen» Dahlihaus sind vier mittel-
acher umgezogen. Beim KMU, das partner für Bedachungen und nicht unter Denkmalschutz, hat aber grosse bis sehr grosse Wohnungen
beim Aargauischen Unternehmer- Holzbauplanungen. Ein drittes, eine lokalhistorische, bauhandwerk- vorgesehen, ausserdem ein loftarti-
preis auf dem zweiten Rang lande- wichtiges Standbein ist der histo- liche und ortsbildprägende Bedeu- ger Mischbereich Wohnen/Atelier.
te, handelt es sich heute um eine rische Holzbau. Auf diesem Gebiet tung. Der älteste erhaltene Hausteil, Der freie Blick in die spektakulä-
auf mehreren Standbeinen stehen- hat sich Vögeli Holzbau zu einem der eigentliche Kernbau, umfasst re Dachkonstruktion wird in allen
de Gruppe. Unter dem Dach einer Spezialisten entwickelt und konnte die Dahlihaus-Wohnung, einen di- Wohnungen umgesetzt. Das vor
Holding-Gesellschaft wirken die in Zusammenarbeit mit Denkmal- rekt anschlies senden Stall und eine dem Dahlihaus stehende Schuhma-
Vögeli Holzbau AG in Kleindöt- pflege und verwandten Instituten Tenne. In der Tenne wurde auf dem cherhüsli soll sanft saniert und an-
tingen, die Vögeli Holzbau AG in etliche aussergewöhnliche Projek- Lehmboden gedroschen, die Gar- schliessend für öffentliche Anlässe
Mellingen und die Vögeli Holzbau- te umsetzen. benbühne lag darüber. Im Laufe der im Dorf genutzt werden können.
Leidenschaft, altes Handwerk und Dort, in der Mini-Siedlung der seit jeher kaum ein anderer Betrieb in der Region
höchste Fachkompetenz treffen nicht bestehenden Eidgenossenhäuser, wirkt verbindet die Schärferei Tradition mit
nur im Dahlihaus in Windisch aufein- Markus Vogel. Im Haus seiner Eltern, in Innovation – und überlebt erfolgreich
ander. Das ist auch in einer Werkstatt im dem er schon als kleiner Bub die Schlei- in einem Nischenmarkt. Markus Vogel
Weiler Hagenfirst, oberhalb des Leug- farbeiten seines Vaters miterlebt hat, be- ist der schweizweit erste Schneidwerk-
germer Ortsteils Hettenschwil, der Fall. treibt er heute die Schärferei Vogel. Wie zeugmechaniker mit Meisterabschluss.
Es ist eine nicht alltägliche Welt, in manchmal muss ein Werkzeug ab- Hagenfirst liegen, der wiederum in In den Fussstapfen des Vaters
die der Besucher eintaucht, wenn sichtlich wieder verrundete Schneid- den Hügeln oberhalb von Hetten- Die Erfolgsgeschichte der Schärfe-
er in der Schärferei Vogel vorbei- kanten haben. Im Schleifhandwerk schwil liegt. Alle zusammen gehören rei Vogel beginnt, so klischeehaft es
schaut. Und doch könnten so man- bestimmt der Zweck die Form. sie zur Grossgemeinde Leuggern im auch klingen mag, in einem Keller.
ches KMU und so mancher Indust- Markus Vogel kann in seiner Kirchspiel. Dass die Schärferei Vo- Mit ein paar Scheren und Messern
riebetrieb nicht überleben, gäbe es Schärferei fast jedes Werkzeug der gel – in der man die letzten Über- und einer kleinen Schleifwerkstatt.
keine Schärfereien wie die Schärfe- Welt schleifen und wieder auf Vor- bleibsel eines alten Handwerks er- Es war Markus Vogels Vater, der da-
rei Vogel. Firmen, die hochpräzise dermann bringen oder in enger Zu- warten würde, dann aber auf aller- mals, zu Beginn der 1970er-Jahre,
Fräs-, Dreh- und Bohrarbeiten aus- sammenarbeit mit dem Kunden, neuste Hightech stösst –, dass also mit dem Schleifen begann – jeweils
führen, sind angewiesen darauf, dass auch völlig neu entwickeln. Sei- diese Schärferei nicht im Herzen der in seiner Freizeit und an Wochen-
das Werkzeug, welches sie benutzen, ne Arbeitsstätte (und sein Wohn- Zentrumsgemeinde Leuggern liegt, enden. Das Schleifhandwerk erlernt
präzise und äusserst exakt geschlif- ort) liegen in der Kleinst-Siedlung wo das Leben pulsiert, sondern am hatte der Vater bei der Firma Kistli
fen ist. Nicht immer muss das heis- «Eidgenossenhäuser» – gewisser- absolut äussersten Zipfel der Ge- Keller (Klingnau). Wie Markus Vo-
sen, dass das Werkzeug auch scharf massen ein Weiler im Weiler. Vogels meinde, ist historisch so gewachsen. gel heute sagt, sei es früher normal
sein muss. Die richtigen Spannwin- Elternhaus ist eines der drei Häu- Dies stand dem Erfolg des Kleinun- gewesen, dass jede zweite grösse-
kel sind mindestens so wichtig und ser, die leicht oberhalb des Weilers ternehmens aber noch nie im Weg. re Firma eine eigene Schleiferei