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54    Lebensraum Zurzibiet  «Die Botschaft»                                                 Mittwoch, 31. Oktober 2018


                  hatte. Weil aber mit den Inhouse-
                 Schleifereien nicht unbedingt das
                 grosse Geschäft zu machen war,
                 wurden sie zunehmend ausgelagert
                 oder ganz aufgelöst. Das Ende die-
                 ser Schleifereien war letztlich das
                 Glück der Schärferei Vogel. Vom
                 Keller wurde das  Nebengeschäft
                 in die uralte Garage hochgezügelt
                 und eine erste Schleifmaschine der
                 Marke Vollmer Cana angeschafft.
                 Neben Scheren und Messern war
                 es bei Vogels nun auch möglich, die
                 Sägeblätter von landwirtschaftli-
                 chen Kreissägen zu schleifen. Der
                 Umsatz stieg und bald wurde aus
                 einem Hobby tatsächlich ein ech-
                 ter Nebenerwerb. Zu jenem Zeit-
                 punkt existierten in der nächsten
                 Umgebung noch weitere Schleife-
                 reien – in Siglistorf, in Frick und in
                 Döttingen, um nur drei Beispiele zu
                 nennen. Bei der Schleiferei Bürge
                 in Döttingen sprang Markus Vogels
                 Vater manchmal sogar noch selbst
                 ein. Das änderte sich, als die Schär-
                 ferei Vogel als eine der ersten eine
                 CNC-gesteuerte Maschine erwarb
                 und fortan auch Fräsen schleifen
                 konnte.
                 Einzige Schleiferei in der Region
                 Heute ist die Schärferei  Vogel
                 weit  und  breit die  einzige  Schär-
                 ferei, hochprofessionell aufgestellt
                 und mit grossem Kundennetz. Die
                 Kundschaft kommt aus fast allen
                 Ecken im Kanton  Aargau, aber
                 auch Baselbieter schicken Produkte
                 in die Schleiferei in den Eidgenos-
                 senhäuser. Montags, mittwochs und
                 freitags gehen Mitarbeiter von Mar-
                 kus Vogel zu den Kunden und fah-
                 ren auf Touren durchs ganze Zurzi-
                 biet und die umliegenden Regionen
                 Baden, Brugg, Schinznach Bad und
                 ins Fricktal. Der persönliche Kon-
                 takt sei bis heute sehr entscheidend  Markus Vogel vor seiner Schärferei im Weiler Eidgenossenhäuser in Hagenfirst.


                                                                                                         für ihn, sagt Vogel, ohne ihn könn-
                                                                                                         te er nicht bestehen im Wettbewerb
                                                                                                         mit den ganz Grossen.
                                                                                                           Seit 2012 hat er ein weiteres Ar-
                                                                                                         gument im Köcher, einen äusserst
                                                                                                         seltenen Meisterbrief. Als bis heu-
                                                                                                         te einziger Schweizer hat Markus
                                                                                                         Vogel es nämlich zum Meister der
                                                                                                         Schneidwerkzeugmechaniker ge-
                                                                                                         bracht – und die Ausbildung in Bad
                                                                                                         Neustadt erfolgreich abgeschlossen.
                                                                                                         Dass er für diesen Meisterbrief bis
                                                                                                         nach Deutschland musste, hat einen
                                                                                                         einfachen Grund: In der Schweiz
                                                                                                         werden Schneidwerkzeugmecha-
                                                                                                         niker und ähnliche Berufe offiziell
                                                                                                         nicht ausgebildet.
                                                                                                           Wenn aber schon das Stichwort
                                                                                                         Ausbildung gefallen ist, darf an die-
                                                                                                         ser Stelle vielleicht ergänzt werden,
                                                                                                         dass Markus  Vogel ursprünglich
                                                                                                         Elektriker ist und zuerst ein knap-
                                                                                                         pes Dutzend Jahre auf diesem Be-
                                                                                                         ruf gearbeitet hat, bevor er ins Ge-
                 In der Werkstatt, in der schon der Vater Werkzeuge geschliffen hat, stehen heute Hightech-Maschinen, die die   schäft des Vaters eingestiegen ist.
                 Werkzeuge hochpräzis und in einem Bruchteil der Zeit schleifen.                         Er ist heute überzeugt, dass diese
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