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42 Lebensraum Zurzibiet «Die Botschaft» Mittwoch, 31. Oktober 2018
Im Kinder- und Jugendtheater Kunterbunt steht das eigentliche Spiel stärker im Vordergrund als der Text.
Voller Einsatz fürs «Theater Kunterbunt»
Hans Peter Popp und Mirca Dalla Piazza Popp gründeten vor zehn Jahren den «Förderverein Kinder-
und Jugendtheater Kunterbunt». Das Theater selbst feiert heuer sein 20-jähriges Jubiläum.
SCHNEISINGEN (sf) – Die beiden Kindern damit das Handwerk eines auf gewährt ist. Einiges an Vorhän- faella Popp bringt ihr Know-how
betreiben das Theater mit grosser Schauspielers zu lernen. Super An- gen und Lichtmaterial konnten sie aus den Bereichen Film und Gra-
Leidenschaft – dabei investieren sie stösse erhalte sie jeweils von ihren von einem Kleintheater überneh- fik mit ein. In den Stücken kommen
viel Zeit, Energie und Herzblut. Das Praktikanten. men, das geschlossen wurde. «Die zum Beispiel oft Filmsequenzen und
Theater ermöglicht es Kindern, Ju- Die ersten Aufführungen fanden Sachen haben genau hineingepasst, Projektionen vor.
gendlichen und jungen Erwachse- in der Turnhalle statt, doch es be- wir hatten Riesenglück.» Im Austausch miteinander rei-
nen, in andere Welten abzutauchen. standen kaum Möglichkeiten zum Die erste Aufführung fand dann fen die Ideen langsam. Dieser Pro-
«Mir geht es dabei ganz stark um Proben. So verfeinerten sie ihr Kon- im März 2012 statt. Nicht ganz ein- zess dauert Monate. «Das Bühnen-
ein realistisch, natürliche Spielwei- zept und begaben sich auf die Su- fach war die Frage der Finanzierbar- bild habe ich irgendwann schon vor
se und nicht nur um Textgebunden- che nach einem eigenen Raum für keit. Der Verein und das Theater fi- dem geistigen Auge. Es hilft, wenn
heit», erläutert Dalla Piazza Popp. ihr Theater. «Oberste Priorität hatte nanzieren sich durch die fortlaufen- wir mit Modellen arbeiten – den
Acht Probegruppen bestehen der- eine gute Erreichbarkeit mit öffent- den Theaterkurse. Sie stehen an der Kindern und den Mitarbeitern»,
zeit, diese bilden wiederum drei lichen Verkehrsmitteln.» Um For- Kantonsgrenze zwischen dem Aar- erklärt Dalla Piazza Popp. «Unse-
komplett altersdurchmischte En- males besser regeln zu können und gau und Zürich, was es schwierig re Kulissen haben einen praktischen
sembles, welche alle Aufführun- sich ein Label zu geben, gründeten macht, zusätzliche Unterstützungs- Anwendungsnutzen, weil sie schon
gen zeigen. «Rund 90 Kinder und sie 2008 den Förderverein. gelder zu erhalten. Die Kulturkom- beim Entwickeln des Stücks ver-
Jugendliche sind in diesem Zyklus mission Dielsdorf mietet sich mit wendet werden», schliesst sich ihr
dabei.» Besonders anspruchsvoll sei Das neue Theater professionellen Kulturproduktio- Ehemann an. «Alles in Allem ist es
daher, den Spielplan mit Ferien und Zwei Jahre suchten sie im Aargau nen ein und hilft dadurch, ein re- ein Prozess, den wir lieben.»
Feiertagen so zu gestalten, dass er vergeblich und stiessen dann in gelmässiges Programm auch für Er- «Für das Bühnenbild arbeiten wir
für alle passt. Dielsdorf auf ein passendes Gebäu- wachsene aufrecht zu erhalten. mit dem Kern der Geschichte, es ist
de. In einer ehemaligen Drucker- reduziert und praktisch, muss mul-
Die Anfänge halle starteten sie im September Schritt für Schritt tifunktional und bespielbar sein. Da
Alles ausgelöst hatte der grosse, 2011, fast in Eigenregie hat Popp Dalla Piazza Popp schreibt die es für die Kinder auch ein Spielplatz
ungenutzte Estrich ihres Hauses die Halle in ein Theater verwan- Theaterstücke und Lieder selber. ist, muss es massiv sein, da kann man
– 1998 baute Hanspeter Popp die delt. Die Kinder seien aber beim «Meine Konzepte sehen rollende nicht mit Sperrholz arbeiten», ver-
Räumlichkeiten selber zu einem ersten Betreten nicht überwältigt Geschichten mit fliessenden Über- anschaulicht Popp. «Szenenbilder
Proberaum aus. Mirca Dalla Piaz- gewesen. «Das ist ja gar kein The- gängen vor.» Als erstes entsteht das sollen im Kopf, in der Fantasie des
za Popp absolvierte die Ausbildung ater», hätten sie entsetzt gerufen. Storyboard, dann die folgen Zeich- Zuschauers entstehen.» Im aktuel-
zur Theaterpädagogin und machte Gewohnt waren sie eine erhöhte nungen und das Bühnenbild. Zuerst len Theaterprojekt handelt es sich
später zusätzlich eine Weiterbildung Bühne – doch hier gibt es eine Stuf- wird es skizziert, dann werden die um eine verzauberte Burg, die lebt
in Choreografie. Wichtig ist ihr im- entribüne und die eigentliche Büh- Dimensionen in der Realität über- und sich selber verteidigen kann.
mer wieder neue Theaterspiele für ne ist am Boden, damit von allen prüft. Ihre Tochter Valeria Popp hilft Auf dieser Burg leben Ritter und
die Gruppen zu erfinden, um den 98 Sitzplätzen ein guter Blick dar- bei der Choreografie, Tochter Raf- Zauberer.